Mit der Grippe-Impfung für die aktuelle Grippesaison gewappnet sein
Eine echte Grippe, medizinisch auch Influenza genannt, wird durch sogenannte Influenzaviren ausgelöst und ist nicht mit einer harmlosen Erkältung zu verwechseln. Sie tritt hauptsächlich während der kälteren Monate in Grippewellen auf. Sie zeichnet sich durch plötzlich einsetzendes, hohes Fieber und starke Kopf- und Gliederschmerzen aus.
Forscher vermuten: Grippewellen beeinflussen unsere Lebenserwartung
Die Lebenserwartung in Deutschland steigt zwar konstant an, jedoch liegen wir aktuell europaweit nur im Mittelfeld. Ein möglicher Faktor für den langsamen Anstieg der Lebenserwartung hierzulande ist laut Forschern des Robert Koch-Instituts (RKI) die zunehmende Anzahl von Grippewellen.1 Das hat sich vor allem in den Jahren mit besonders heftigen Verläufen gezeigt, denn dann nimmt die Lebenserwartung ab.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollten sich nicht nur Kinder und ältere Menschen, Schwangere sowie Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, die besonders infektionsgefährdet sind, sondern auch alle anderen Personen bei ihrem Arzt über die Grippe-Impfung informieren.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Influenza-Impfung?
Den besten Schutz gegen eine Virusgrippe bietet die Impfung. Da sich die Grippeviren Jahr für Jahr verändern, gibt es auch jährlich einen neuen Impfstoff. Dieser ist an die zu erwartenden Influenzaviren der aktuellen Saison angepasst. Für Risikopersonen ist es daher wichtig, sich jedes Jahr einmal gegen Grippe impfen zu lassen. Die Grippe-Impfung sollte jeweils vor Beginn der Grippesaison erfolgen, am besten im Oktober oder November.
Eine Influenza-Impfung zu einem späteren Zeitpunkt ist jedoch auch noch möglich und sinnvoll, solange die Grippe grassiert. Wenn du geimpft bist, trägst du außerdem dazu bei, dass sich Grippeviren nicht verbreiten können.
Für wen wird die Impfung gegen die Influenza empfohlen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt eine regelmäßige Grippe-Impfung für folgende Personen:6
- Menschen ab 60 Jahren
- Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel (bei zusätzlichen Gesundheitsrisiken auch schon im ersten Schwangerschaftsdrittel)
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit chronischen Grunderkrankungen wie
- Krankheiten der Atmungsorgane
- Herz- oder Kreislauferkrankungen
- Leber- oder Nierenkrankheiten
- Diabetes oder anderen Stoffwechselkrankheiten
- chronischen neurologischen Krankheiten wie Multipler Sklerose oder Störungen des Immunsystems
- HIV-Infektion
- Mitarbeiter sowie Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen
- Personen mit stark erhöhtem Ansteckungsrisiko
- Personal in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr
- Beschäftigte im medizinischen Bereich mit Patientenkontakt
- Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln
- Reisende, abhängig vom Reiseziel und eigenen Gesundheitszustand
Warum sollten sich Kinder und ältere Menschen unbedingt gegen Influenza impfen lassen?
Jedes Jahr verursacht eine Grippewelle in Deutschland zusätzlich 1 bis 5 Millionen Arztbesuche. Mit einigen Tausend Todesfällen im Jahr2 ist die Influenza in Deutschland die Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen. Bei kleinen Kindern unter 2 Jahren, älteren Menschen oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem können die Viren zu gefährlichen Komplikationen führen. Dazu gehören zum Beispiel eine Lungenentzündung und lebensbedrohliche Entzündungen des Gehirns und des Herzmuskels. Die jährliche Impfung kann einer Grippe und durch sie ausgelösten Komplikationen vorbeugen.3
Warum sollten sich Menschen mit geschwächtem Immunsystem impfen lassen?
Menschen, die durch eine bestimmte Erkrankung oder eine medikamentöse Therapie ein geschwächtes Immunsystem haben, sind besonders infektionsgefährdet. Sie sind natürlich auch für die Grippe besonders anfällig. Bei mehr als einem Drittel der Grippefälle kommt es zusätzlich auch noch zu sogenannten Folgeerkrankungen mit Bakterien.4 Eine Infektion mit Grippeviren begünstigt die Ansiedlung von Bakterien in der Lunge, die dann eine Lungenentzündung auslösen können.
Darüber hinaus erhöhen die Grippeviren zusätzlich den Schweregrad einer folgenden – häufig durch Pneumokokken verursachten – Lungenentzündung,5 die ebenfalls gefährliche Folgen haben kann. Eine Impfberatung zum Start der Grippesaison ist für Patienten mit geschwächtem Immunsystem daher unbedingt zu empfehlen.
Neben der Grippe-Impfung wird allen Personen ab 60 Jahren und jenen mit einem geschwächten Immunsystem auch die Impfung gegen Pneumokokken empfohlen.
Kann es trotz Influenza-Impfung zu einer Influenza-Erkrankung kommen?
Einen 100%igen Schutz kann keine Impfung bieten. Wie gut der Influenza-Impfstoff gegen die Grippe immunisiert, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
- Wie oft bist du schon gegen Grippe geimpft worden?
- Wie oft warst du schon mit ähnlichen Grippeviren infiziert?
- Wie gut funktioniert das eigene Immunsystem?
- Wie gut trifft der diesjährige Grippe-Impfstoff die Virenstämme?
Es kann auch mal passieren, dass einzelne Bestandteile des Impfstoffs nicht bestmöglich mit den tatsächlich zirkulierenden saisonalen Viren übereinstimmen. Daher wird auch schon während der laufenden Grippesaison untersucht, wie gut die Impfung zu den Viren passt und vor einer Erkrankung schützen kann.
Kommt es trotz Impfung zu einer Erkrankung, verläuft diese aber meist viel milder und in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen.7
Wie ist der Influenza-Impfstoff zusammengesetzt?
Die STIKO empfiehlt zur Impfung gegen Influenza die Anwendung eines 4-fach-Impfstoffs mit aktueller, von den Gesundheitsbehörden empfohlener AntigenKombination. Dabei handelt es sich um inaktivierte (tote) Impfstoffe, die im Alter von 6 Monaten ohne obere Altersgrenze zugelassen sind.
Für das Alter von 2 bis einschließlich 17 Jahren ist auch ein abgeschwächter Lebendimpfstoff zugelassen, der als Nasenspray verabreicht wird. Für Kinder und Jugendliche empfiehlt die STIKO die Impfung aber nur dann, wenn sie zu einer besonders gefährdeten Gruppe, zum Beispiel mit Vorerkrankungen, gehören.
Wie sind die Impfreaktionen? Gibt es Nebenwirkungen?
Nach der Impfung mit dem 4-fach-Totimpfstoff kann es an der Einstichstelle zu Rötungen, Schwellungen und leichten Schmerzen kommen. Die Verabreichung des Lebendimpfstoffs als Nasenspray kann eine verstopfte oder laufende Nase hervorrufen. Außerdem können nach der Grippe-Impfung gelegentlich Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen auftreten.
Diese Erscheinungen sind aber in der Regel kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf die Impfung reagiert und Antikörper bildet. Die Reaktionen sind dabei meist nur von kurzer Dauer und klingen in der Regel innerhalb weniger Tage folgenlos ab.
Wie kann ich mich mit Grippe anstecken?
Influenzaviren sind weltweit verbreitet, wobei der Typ A für die großen, weltweiten Grippewellen (Pandemien) verantwortlich ist. Während einer Grippesaison infizieren sich ungefähr jedes fünfte bis dritte Kind und jeder zehnte Erwachsene. Kinder sind somit nicht nur empfänglicher für Grippeviren, sondern auch länger ansteckend als Erwachsene. Der Erreger wird dabei durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen und gerät beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft. Eine Ansteckung ist auch durch Händeschütteln oder Gegenstände, zum Beispiel Türgriffe, Treppengeländer oder auch Geldautomaten, möglich.
Ein Ansteckungsrisiko besteht vor allem dort, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten – wie in öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen, in Büros oder Kaufhäusern. Außer beim Menschen können die Viren der Influenza auch bei Tieren, zum Beispiel Pferden, Schweinen oder Geflügel, vorkommen und sich von dort auf den Menschen übertragen. Die Grippeviren gelangen erst in die Bronchien und breiten sich von dort im Körper aus. Menschen, die sich mit Grippe infiziert haben, sind mit Beginn der ersten Krankheitszeichen und danach für etwa eine Woche für andere Menschen ansteckend.
Zusätzlich zur Impfung kannst du dich mit folgenden Tipps vor einer Ansteckung schützen.
- Gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife trägt zum Grippeschutz bei. Außerdem ist empfehlenswert, die Hände mit einem sauberen Tuch sorgfältig abzutrocknen. Das gilt besonders dann, wenn du direkten Kontakt zu einem Grippepatienten hattest.
- Berühre während der Grippesaison so wenig wie möglich die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase mit deinen Händen.
- Verzichte während einer Grippewelle auf Händeschütteln und halte Abstand zu niesenden oder hustenden Personen.
- Vermeide möglichst den engen Kontakt zu Grippepatienten. Das gilt auch für Grippepatienten im eigenen Zuhause.8
Wie verläuft eine Grippe-Erkrankung?
Von der Ansteckung mit Grippeviren bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa 1 bis 4 Tage. Dann beginnt die echte Influenzagrippe plötzlich mit hohem Fieber, begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen. Auch ein trockener Reizhusten sowie eine ungewöhnlich starke Erschöpfung, Schweißausbrüche oder Halsschmerzen sind typisch. Bei Kindern kann eine Virusgrippe auch verstärkt mit Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen einhergehen. In aller Regel klingen die Symptome meist nach etwa 5 bis 7 Tagen wieder ab, sofern der Erkrankte keine zusätzliche Infektion bekommt. Trotzdem können bis zu mehrere Wochen vergehen, bevor sich Grippe-Erkrankte wieder richtig fit fühlen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Das Virus selbst oder zusätzliche Erreger haben aufgrund des geschwächten Immunsystems der Grippe-Erkrankten leichtes Spiel und können schwere Komplikationen auslösen. So kann es zu einer Lungenentzündung, einer Entzündung des Gehirns oder des Herzmuskels kommen, was schnell lebensbedrohlich werden kann. Besonders Kleinkinder unter 2 Jahren und ältere Menschen mit gesundheitlichen Vorschädigungen sind gefährdet, eine Komplikation zu entwickeln.
Quellen:
1 Nowossadeck E, et al. Journal of Health Monitoring 2019; 4(1); DOI 10.25646/5869
2 Kinderaerzte-im-netz.de, Was ist Grippe (letzter Zugriff am: 22.04.2021)
3 BzGA, Grippeimpfung bei Erwachsenen (letzter Zugriff am: 22.04.2021)
4 Klein E, et al. Influenza and other respiratory viruses 2016;10(5):394–403
5 Rowe H, et al. Nature Microbiology 2019; 4: 1328–1336
6 Robert Koch-Institut, Schutzimpfung gegen Influenza (Grippe) (letzter Zugriff am: 22.04.2021)
7 Robert Koch-Institut, Saisonale Influenzaimpfung: Häufig gestellte Fragen und Antworten (letzter Zugriff am: 22.04.2021)
8 Infektionsschutz.de, Grippe (Influenza) (letzter Zugriff am: 22.04.2021)