Ist Sport nach dem Impfen erlaubt?
Wie verhalte ich mich nach einer Impfung richtig? Darf ich Sport treiben? Für viele sportlich aktive Menschen ist gerade diese Frage wichtig, denn das tägliche Trainingsprogramm – ob im Freizeit- oder Leistungssport – gehört zu ihrem Alltag. Die Antwort auf diese Frage lautet: grundsätzlich ja. Es gibt jedoch auch Einschränkungen bis hin zu der Empfehlung, auf Sport zu verzichten! Worauf Sie achten sollten, erfahren Sie hier.
Sport nach der Impfung: ja oder nein?
Am Vormittag zum Impftermin und am Abend ins Fitnessstudio oder zum Joggen – für viele Sportler und Sportlerinnen stellt sich die Frage: Darf ich nach dem Impfen Sport treiben? Grundsätzlich sagt das Robert Koch-Institut dazu: „Sportliche Aktivitäten nach Impfungen stellen generell kein Problem dar, besondere Belastungen unmittelbar nach der Impfung sind jedoch nicht unbedingt zu empfehlen.“1
Trotzdem lässt sich die Frage „Sport nach einer Impfung – ja oder nein?“ weder mit einem uneingeschränkten Ja noch mit einem klaren Nein beantworten. Denn Sport ist nicht gleich Sport. Für den einen bedeutet Sport, gemeinsam mit der Laufgruppe entspannt einige Kilometer zu joggen. Für den anderen zählt Sport nur dann, wenn man sich bei einem 20-Kilometer-Lauf in Bestzeit völlig auspowert – von Leistungssport mal ganz abgesehen. Wann also eine „besondere Belastung“ vorliegt, ist sehr individuell und hängt davon ab, was der Körper gewohnt ist. Nachfolgende Informationen und Empfehlungen sollen Klarheit bringen und dienen der Entscheidungshilfe. In jedem Fall sollte jedoch der impfende Arzt oder die Ärztin gefragt werden.
Impfungen sind Training für das Immunsystem
Was passiert bei einer Impfung? Eine Impfung ist – im übertragenen Sinn – eine extra Trainingseinheit für das Immunsystem. Das heißt, unser Immunsystem, das ohnehin permanent aktiv ist, wird durch eine Impfung zusätzlich angeregt, auf Erreger zu reagieren. Dabei wird zwischen zwei unterschiedlichen Impfstoffarten unterschieden: Bei der Verwendung von Lebendimpfstoffen sorgen geringe Mengen lebender und abgeschwächter Erreger für den Trainingseffekt – der Körper wird dazu angeregt, Antikörper zu bilden, die diese Erreger abwehren. Dieser Prozess wird auch als Immunantwort beschrieben. Meist kommen aber Totimpfstoffe zum Einsatz. Dabei handelt es sich um abgetötete Erreger oder sogar nur Teile von ihnen. Auch sie rufen eine Immunantwort hervor. Dass unser Immunsystem nach einer Impfung genau das tut, was es tun soll, zeigt sich bei etwa 2 bis 20 Prozent aller Geimpften durch sogenannte „Impfreaktionen“ . Dazu gehören Rötungen oder Schwellungen an der Injektionsstelle, die meist nur wenige Tage andauern.2 Auch Allgemeinreaktionen wie Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen oder auch Übelkeit und Durchfall sind – wenn auch seltener – möglich. Sie verschwinden meist auch nach wenigen Tagen.2
Gelegentlich können Impfungen mit Lebendimpfstoffen, wie gegen Masern, Mumps oder Röteln, ähnliche Beschwerden wie die Krankheit selbst hervorrufen. Diese sind jedoch nur sehr schwach ausgeprägt, nicht ansteckend und nur von kurzer Dauer.2
Einfluss von Impfungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit
Gravierende Leistungseinschränkungen ergeben sich nach einer Impfung in der Regel nicht. Trotzdem: Der Körper sollte in dieser Zeit eher geschont werden. Auch Schmerzen an der Injektionsstelle laden nicht dazu ein, die betroffenen Regionen zusätzlich zu strapazieren.
Das heißt: Auf die Zeichen seines Körpers sollte man hören und entsprechend Sport direkt nach einer Impfung entweder nur moderat durchführen oder ein bis zwei Tage darauf verzichten. Das gilt insbesondere für intensive Ausdauer- oder Krafttrainings. Denn sie können Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle verstärken.3 Nach Impfungen mit Lebendimpfstoffen wird häufig auch eine Woche oder länger Zurückhaltung im Sport empfohlen. Wer allgemeine Impfreaktionen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Abgeschlagenheit entwickelt, sollte eine Sportpause einlegen, bis die Beschwerden abgeklungen sind.4
Welche Belastungen für den Körper moderat oder extrem sind, hängt von den jeweiligen Sportgewohnheiten und dem individuellen Trainingszustand ab. Diese Einschätzung muss jeder Geimpfte für sich selbst oder mit Hilfe des Arztes oder der Ärztin treffen.
Umgekehrt stellt sich allerdings auch noch die Frage: Kann Sport nach einer Impfung den Erfolg der Impfung gefährden? Untersuchungen ergaben, dass körperliche Belastungen in gewohnter Intensität die Impfwirkung nicht beeinträchtigen – das gilt sowohl für Menschen, die Gelegenheitssport betreiben, als auch für jene im Leistungssport.4 Bei Überlastung allerdings kann die Antikörperbildung reduziert sein.4
Impfungen im Leistungssport
Auch im Leistungssport gilt: Nach einer Impfung sollten intensive Belastungen vermieden werden. Es empfiehlt sich daher, keine Impfungen während einer Wettkampfphase vorzunehmen. Denn Sportler und Sportlerinnen gehen in der Regel sowohl in der Vorbereitung als auch im Wettkampf selbst bis an ihre Leistungsgrenzen – und sogar darüber hinaus. Hinzu kommt: Mögliche Impfreaktionen könnten die Leistung beeinträchtigen.5 Aus dem Grund sollten Impfungen bestenfalls in der Saisonpause, vor dem Urlaub oder in einer längeren Regenerationsphase erfolgen.5 Konkrete Empfehlungen, welche Impfungen angezeigt sind, wann der richtige Zeitpunkt für eine Impfung ist und ob bzw. in welcher Intensität anschließend trainiert werden darf, kann der oder die behandelnde Sport- oder Mannschaftsarzt/-ärztin geben.
Impfempfehlung für Sportler und Sportlerinnen
Grundsätzlich gelten für sportlich aktive Menschen die gleichen Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) wie für die Allgemeinbevölkerung auch. Der Impfkalender der STIKO gibt einen Überblick, wann Standardimpfungen durchgeführt oder aufgefrischt werden müssen.
Besondere Indikationsimpfungen, das heißt Impfungen für Menschen mit besonderen Infektionsrisiken, sind für Sporttreibende gemäß STIKO-Empfehlungen nicht vorgesehen, es sei denn, sie haben eine entsprechende Grunderkrankung und gehören deshalb zu einer Risikogruppe, für die bestimmte Impfungen empfohlen sind. Dennoch gibt es einige Impfungen, die zusätzlich zu den Standardimpfungen relevant sein können:
- FSME-Impfung: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems. FSME-Viren können bei einem Zeckenstich übertragen werden. Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben und dort im Freien trainieren oder Trainingsaufenthalte und Wettkämpfe in FSME-Risikogebieten planen, sollten sich daher gegen FSME impfen lassen.4
- Grippe-(Influenza-)Impfung: Die jährliche Grippe-Impfung wird zwar nicht explizit empfohlen, kann aber gerade für Personen im Leistungssport sinnvoll sein. Denn die Erkrankung an einer Grippe kann einen längeren Trainingsausfall zur Folge haben.4
- Reise-Impfungen: Wer Wettkämpfe und Trainingslager im Ausland besucht, sollte entsprechend dem Reiseland auf den empfohlenen Impfschutz achten. Zu den Reiseimpfungen zählen Meningokokken, Tollwut, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis oder Cholera.
Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin sollten Sportler und Sportlerinnen mit Blick auf ihre sportlichen Aktivitäten abklären, welche Impfungen zusätzlich zu den Standardimpfungen – angezeigt sind.
- Sportliche Aktivitäten in geringer Intensität sind grundsätzlich erlaubt.
- Verzichten Sie für einige Tage auf sportliche Höchstleistungen.
- Intensives Krafttraining oder andere starke muskuläre Belastungen des „Impfarms“ sollten Sie ebenfalls vermeiden.
- Fühlen Sie sich nach der Impfung nicht wohl, hören Sie auf Ihren Körper! Ein oder zwei Tage ohne Sport können nicht schaden.
- Fragen Sie in jedem Fall den Arzt oder die Ärztin, welche(r) die Impfung durchführt, ob Sie bzw. ab wann Sie nach der Impfung Sport machen dürfen. Sagen Sie, welche Sportart Sie in welcher Intensität betreiben möchten.
Quelle
1 Robert Koch-Institut: Impfen: Häufig gestellte Fragen und Antworten (letzter Zugriff: 19.04.2023)
2 impfen-info.de: Sicherheit von Impfungen (letzter Zugriff: 19.04.2023)
3 impfen-info.de: FAQs zum Impfen (letzter Zugriff: 19.04.2023)
4 Furian TC, Rolirad KD: Impfungen und körperliche Aktivität, German journal of sports medicine online (Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin) (letzter Zugriff: 19.04.2023)
5 Barbara C. Gärtner, Tim Meyer: Impfungen im Leistungssport (letzter Zugriff: 19.04.2023)