Impfschutz für Mütter ist wichtig – und auch in der Stillzeit kein Problem
Ein umfassender Impfschutz schützt Sie selbst und Ihr Kind vor Infektionen. Auch während der Stillzeit sind alle von der STIKO empfohlenen Impfungen kein Problem – sie sind für Mutter und Kind unbedenklich. Lediglich die Impfung gegen Gelbfieber ist hier die Ausnahme. Warum Impfungen der Mutter und auch anderer Kontaktpersonen sogar sehr wichtig für Säuglinge sind, erfahren Sie hier.

Impfschutz in der Stillzeit
Die Stillzeit ist eine ganz besondere Zeit – Mutter und Kind erfahren in diesen Wochen und Monaten eine enge körperliche Nähe und bauen eine tiefe emotionale Bindung auf. Muttermilch gilt zudem als natürliche und ideale Nahrung für Säuglinge.1 Mehr noch: Muttermilch ist reich an Schutzstoffen, wie zum Beispiel Antikörpern, die das Kind vor Krankheitserregern schützen.2 Diese Antikörper werden unter anderem nach einer Impfung im Körper der Mutter ausgebildet. Ein vollständiger Impfschutz der Mutter wirkt sich deshalb nicht nur positiv auf die Gesundheit der Mutter, sondern auch auf das Wohlergehen des Säuglings aus.
Impfungen schützen Mutter und Kind
Impfungen bieten nicht nur Müttern einen Schutz vor Infektionskrankheiten, auch ihre neugeborenen Kinder profitieren von diesen vorbeugenden Maßnahmen. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht:
Nestschutz: Durch Impfungen wie auch nach durchgemachten Erkrankungen entwickelt unser Immunsystem Antikörper und damit einen wirksamen Schutz gegen die entsprechenden Krankheitserreger. Während der Schwangerschaft gibt die Mutter nun diese Antikörper über die Plazenta an ihr ungeborenes Kind weiter. Man spricht hier bezeichnenderweise von „Leihimmunität“ oder auch von „Nestschutz“.3 Denn auf diese Weise ist der Säugling nach der Geburt vor bestimmten Infektionen geschützt. In den ersten zwei bis drei Lebensmonaten ist der Nestschutz am stärksten, danach wird er immer schwächer, bis er nach etwa neun Monaten langsam ganz verschwindet. In dieser Zeit kann das Immunsystem des Kindes – unterstützt durch Impfungen – damit beginnen, selbst Antikörper aufzubauen.4
Schutz vor Ansteckung: Der Nestschutz kann einen Säugling nicht vor allen Infektionen bewahren. So besteht zum Beispiel häufig kein Schutz gegen Keuchhusten.5 Eine Impfung der Mutter kann jedoch verhindern, dass sie selbst an dieser Infektion erkrankt und ihr Kind ansteckt. Das gilt im Übrigen auch für andere Kontaktpersonen im Umfeld des Kindes. Sind sie geimpft, schützen alle gemeinsam das Kind vor Infektionen.
Schutz der Mutter: Natürlich ist auch der Erhalt der Gesundheit der Mutter ein wichtiger Grund, auf einen umfassenden Impfschutz zu achten.
Vor diesem Hintergrund gilt die Empfehlung:
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten frühzeitig gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ihren Impfschutz überprüfen und Impfungen gegebenenfalls vor der Empfängnis auffrischen lassen oder ergänzen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt explizit Frauen mit Kinderwunsch Impfungen gegen Masern, Röteln und Varizellen (Windpocken).6 Insbesondere die Immunisierung gegen Masern, Röteln und Varizellen sollte mindestens einen Monat vor Beginn einer Schwangerschaft erfolgen.7 Denn hier handelt es sich um sogenannte Lebendimpfstoffe, die während einer Schwangerschaft nicht verabreicht werden sollen.3 Darüber hinaus sollten fehlende oder unvollständige Standardimpfungen ergänzt werden.7
Erfahren Sie hier mehr über Impfen vor und in der Schwangerschaft.
Impfungen in der Stillzeit sind kein Problem
Doch was tun, wenn die Schwangerschaft eine freudige Überraschung ist? Schließlich läuft nicht immer alles nach Plan. Keine Sorge: Sollten notwendige Impfungen vor oder während der Schwangerschaft nicht möglich sein, können Sie diese nach der Geburt – auch wenn Sie stillen – in Abstimmung mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nachholen.
Im Allgemeinen gilt: Bis auf eine Ausnahme sind alle von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen für stillende Mütter und deren Säuglinge unbedenklich. Das gilt nach der Geburt des Kindes für Impfungen mit Totimpfstoffen wie auch mit Lebendimpfstoffen. Entsprechend sind, sofern angezeigt, auch fast alle Indikations- und Reiseimpfungen unproblematisch.7, 8
Ausnahme: Von einer Impfung gegen Gelbfieber rät die STIKO ausdrücklich ab.8 Die Gelbfieberimpfung ist in der Regel eine Reiseimpfung, die für Aufenthalte in bestimmten Gebieten in Afrika oder Südamerika empfohlen wird.9 Ist eine Reise dorthin für Mutter und Kind unumgänglich, sollte die Impfung erst nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung mit dem Arzt oder der Ärztin erfolgen.
Besondere Impfhinweise für Mütter von Neugeborenen
Impfung gegen Grippe (Influenza): Eine Grippe kann für Säuglinge ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Eine Grippeimpfung der Mutter in der Schwangerschaft wird daher – während der Grippesaison – ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel für gesunde Schwangere ausdrücklich empfohlen.7, 10 Ein Grund für die Impfempfehlung ist auch, dass das Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei schwangeren Frauen erhöht ist.11 Zudem profitiert das Kind vom Impfschutz der Mutter: Die Antikörper, die nach der Influenza-Impfung an das ungeborene Kind weitergegeben werden, können dieses in den ersten Monaten nach der Geburt vor einer Infektion schützen.11 In der Stillzeit kann und sollte eine Grippeimpfung erfolgen, falls in der Schwangerschaft nicht geimpft wurde bzw. eine neue Grippesaison ansteht. Auch alle anderen Familienmitglieder oder nahestehende Personen tragen am besten zum Schutz des Neugeborenen bei, wenn sie geimpft sind.3
Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis): Für Neugeborene ist Keuchhusten eine gefährliche Krankheit. Das Ansteckungsrisiko ist groß und Komplikationen können zu einem schweren Verlauf führen.12 Daher ist es umso bedeutender, dass die Mutter sowie alle weiteren Kontaktpersonen gegen Pertussis geimpft sind. Das Impfen gegen Pertussis wird für alle schwangeren Frauen zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels empfohlen. Besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt, sollte die Impfung bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel stattfinden.7
Impfung gegen Masern: Kinder unter einem Jahr erkranken im Vergleich zu anderen Altersgruppen besonders häufig an Masern.13 Ein Grund hierfür ist, dass eine Masern-Impfung erst ab einem Alter von elf Monaten möglich ist.6 Eine gegen Masern geimpfte Umgebung – das betrifft die Mutter genauso wie andere Kontaktpersonen – ist für Säuglinge daher besonders wichtig.6
Schutz für frühgeborene Kinder: Während der Schwangerschaft gibt die Mutter nach und nach Antikörper an ihr Baby weiter – so baut sich der Nestschutz bis zur Geburt auf. Bei frühgeborenen Kindern ist diese Leihimmunität noch nicht vollständig und daher nur schwach ausgebildet. Um sie vor Infektionen zu schützen, ist es besonders wichtig, dass die Mutter und alle Angehörigen sowie sonstige Kontaktpersonen über einen vollständigen Impfschutz verfügen.14
Erfahren Sie hier mehr über Impfungen gegen Grippe, Masern und Keuchhusten.
Impfung des Säuglings gegen Rotaviren: Die Impfung gegen Rotaviren ist die erste Impfung, die Säuglingen empfohlen wird. Bereits im Alter von sechs Wochen kann die Schluckimpfung erfolgen. Müttern, die stillen, wird geraten, jeweils eine Stunde vor und nach der Impfung ihr Kind nicht zu stillen, um die Wirkung der Impfung nicht zu beeinträchtigen.8
Quellen:
1 Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Nationale Stillkommission, Stillen (letzter Zugriff: 19.04.2023)
2 Prof. Dr. Jack Newman, Immunschutz durch Muttermilch, Spektrum.de (letzter Zugriff: 19.04.2023)
3 Frauenärzte im Netz, Welche Impfungen können in der Schwangerschaft stattfinden und welche nicht? (letzter Zugriff: 19.04.2023)
4 Dr. Gumpert.de, Nestschutz – was ist das? (letzter Zugriff: 19.04.2023)
5 Robert Koch-Institut, Ein Baby bekommt mit der Muttermilch auch Abwehrstoffe. Reicht das nicht als Schutz gegen Krankheiten? (letzter Zugriff: 19.04.2023)
6 Robert Koch-Institut, STIKO-Impfempfehlungen für Frauen mit Kinderwunsch (letzter Zugriff: 19.04.2023)
7 Robert Koch-Institut, Kann in der Schwangerschaft und Stillzeit geimpft werden? (letzter Zugriff: 19.04.2023)
8 Gelbe Liste Online, Impfen in Stillzeit: Gängige Impfstoffe sicher für Mutter und Kind (letzter Zugriff: 19.04.2023)
9 Robert Koch-Institut, Robert Koch-Institut - 2020/2021. Epid Bull; 2020; 34 (letzter Zugriff: 19.04.2023)
10 Frauenärzte im Netz, Impfungen gegen Grippe (Influenza) in der Schwangerschaft (letzter Zugriff: 19.04.2023)
11 Robert Koch-Institut, Grippeschutzimpfung: Häufig gestellte Fragen und Antworten (letzter Zugriff: 19.04.2023)
12 Robert Koch-Institut, Keuchhusten (Pertussis) (letzter Zugriff: 19.04.2023)
13 Robert Koch-Institut, Masern (letzter Zugriff: 19.04.2023)
14 Robert Koch-Institut, Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen (Frage 7) (letzter Zugriff: 19.04.2023)